Ganz gleich, ob man ein Taxi benötigt, ein Hotelzimmer mieten oder abends eine Pizza bestellen möchte: Hinter den meisten Dienstleistungen stehen mittlerweile große international tätige E-Commerce-Plattformen. Das wird für Anbieter lokaler Dienstleistungen zunehmend zum Problem. Denn die Plattformen verdrängen lokale Anbieter beziehungsweise machen diese zu Subunternehmern und diktieren ihnen ihre Geschäftsbedingungen.
Prozesse, die ihre Ursache im veränderten Konsumverhalten haben und die längst auch im Handwerk zu beobachten sind – siehe neue Start-ups im Photovoltaik- und Wärmepumpen-Bereich, die Installations-Leistungen anbieten. Damit wächst auch im Handwerk die Gefahr, dass Plattformen die Kontrolle übernehmen und das regional verwurzelte Handwerk zur verlängerten Werkbank machen. Und das hat Folgen – nicht nur für die Dienstleister, sondern auch für die regionale Wertschöpfungskette.
Die Risiken dieser Entwicklung, aber auch Lösungen, wie Handwerk und Kommunen gemeinsam dem „Plattform-Feudalismus“ Paroli bieten können, zeigte ZVEH-Präsident Stefan Ehinger in einem spannenden Vortrag beim Forum deutscher Wirtschaftsförderungen (FdW) am 14. November in Frankfurt auf.
Dabei wies Ehinger zuerst auf die starke Verwurzelung des Handwerks und dessen Benefit für die Kommunen hin – „Wer hat die Städte gebaut? Das lokale Handwerk!“ –, um dann darauf einzugehen, dass mit der Energiewende insbesondere Energieversorger und Handwerksunternehmen zunehmend in Konkurrenz treten. Bestes Beispiel: Energieversorger, die als Dienstleistung auch die Installation von PV-Anlagen oder Wallboxen anbieten, dabei aber nicht mit lokal ansässigen Betrieben kooperieren.
Eine Konkurrenz, die – darauf wies Ehinger hin – nicht sinnvoll ist, weil das Handwerk lokal wertvolle Funktionen erfüllt: Es ist Arbeitgeber, Ausbilder, Sponsor, klimaschonender Akteur (geringe Anfahrtswege) Treiber von Nachhaltigkeit durch Wartung und Reparaturen und Energiewende-Turbo. Zudem, so Ehinger, bürge es, anders als große Start-ups, mit seinem Namen.
Der ZVEH-Präsident rief daher dazu auf, stärker in Kooperationen zu denken, statt sich als Konkurrenten zu betrachten – gerade angesichts der wachsenden Macht großer, nicht mehr regional verankerter Plattformen. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wollen wir künftig Spieler sein oder nur noch Zuschauer“, so Ehinger, der sogleich klarmachte: „Wir im E-Handwerk wollen mitspielen!“
Und natürlich hatte der ZVEH-Präsident auch ein Beispiel dafür parat, wie solche Kooperationen aussehen könnten: Mit „Electrofy“ stellte Ehinger eine von der e-handwerklichen Organisation konzipierte Plattform vor, die E-Betriebe und Kundenprojekte „matcht“ und dann an lokale Dienstleister vermittelt. „Gemeinsam mit den Kommunen können wir eine Plattform für das lokale Handwerk und die Kommunen mit ihren kommunalen Wirtschaftsförderungen bauen und damit den Wunsch der Menschen nach wirklich lokaler Dienstleistung erfüllen, statt uns in die Hände internationaler Internet-Plattformen zu begeben“, erläuterte Ehinger und schlug damit wieder den Bogen zu seinem Appell, künftig näher zusammenzurücken.
Quelle: ZVEH
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